Die Geschichte Schottlands umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet Schottlands, eines Landesteils des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland, von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Sie beginnt mit der Besiedlung des Landes durch steinzeitliche Jäger und Sammler gegen Ende der letzten Eiszeit, also am Anfang der Mittelsteinzeit um 10.000 v. Chr. Durch den nach der Eiszeit steigenden Meeresspiegel wurde etwa gegen 6500 v. Chr. der Ärmelkanal geflutet und Großbritannien mit England und Schottland wieder zu einer Insel. Aus der durch Viehhaltung und Bodenbearbeitung, d. h. durch die Produktion und Bevorratung von Lebensmitteln, gekennzeichneten Jungsteinzeit (etwa ab 4500 v. Chr.) zeugen zahlreiche Großsteingräber und Steinkreise in Schottland. Um 2500 v. Chr. wurde Kupfer-, später Bronzebearbeitung bekannt, und Glockenbecherleute gelangten ins Land. Die Bearbeitung von Eisen kannte man ab etwa 400 v. Chr. Zu einem noch ungeklärten Zeitpunkt kamen die Pikten (die entweder eine keltische Sprache sprachen, wohl aus der britannischen Gruppe, oder aber möglicherweise keine indogermanische Sprache, sondern ein vorindogermanisches Substrat), nach Schottland.
Spätestens um 600 v. Chr. kamen heute als Kelten bezeichnete Gruppen nach Schottland. Ab etwa 200 v. Chr. errichteten irische Zuwanderer in Dalriada Turmbauten in Form von Brochs. Ab 43 n. Chr. begannen die Römer, Britannien zu erobern, 80 n. Chr. stießen sie erstmals nach Schottland vor, doch misslang die Eroberung. Kaiser Hadrian ließ ab 122 den nach ihm benannten Hadrianswall errichten, sein Nachfolger Antoninus Pius ließ den Süden Schottlands besetzen und durch den weiter nördlich gelegenen Antoninuswall sichern. 209 bis 212 scheiterte ein letzter Eroberungsversuch. Ab dem letzten Drittel des 4. Jahrhunderts stießen Pikten, jene Einwohner Schottlands, die die Römer Kaledonier nannten, ins römische Britannien vor. Gegen Ende des Jahrhunderts setzte die Christianisierung ein.
Nach dem Abzug der Römer besiedelten zunächst um 400 sukzessive germanische Stämme und um 500 mit den Skoten aus Irland erneut Kelten den Süden Schottlands. Diese Skoten gaben Schottland den Namen. In den nächsten Jahrhunderten bestanden vier kleine Reiche in Schottland: das piktische Reich im Norden und Osten, das gälische Reich Dál Riata im Westen, die anglischen Northumbrier im Südosten und das von romanisierten Briten getragene Strathclyde im Südwesten. Unter dem Druck der Wikinger, die ab dem späten 8. Jahrhundert die Küsten plünderten und die Orkneys besetzten, vereinigten sich in den 840er Jahren die Königreiche der Skoten und Pikten, während die Inseln vor der Nord- und der Westküste von Normannen besiedelt und von Norwegen beherrscht wurden. Bis 1000 verdrängte das Gälische die piktische Sprache im gemeinsamen Königreich Alba, die Wikinger eroberten die westlichen Inseln Schottlands. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts setzte sich der Einfluss der römischen gegenüber der keltischen Kirche durch, und es entstanden zahlreiche Klöster. Der normannisch-englische Einfluss verstärkte sich, im Süden wurde eine feudale Lehnsordnung errichtet, die in den Highlands jedoch nicht durchsetzbar war, wo sich die Clanstrukturen erhielten. Zugleich nahm die Bedeutung der Städte und des Handels rapide zu, und aus England, Flandern und Nordfrankreich kamen Zuwanderer mit ihren Fertigkeiten.
1174 bis 1189 wurde Schottland nach Einmischung in den englischen Thronstreit zum englischen Vasallen, 1237 die heutige Grenze zwischen den Königreichen anerkannt. 1266 kamen die westlichen Inseln von den Normannen an die Schotten. Der englische König griff in den schottischen Thronstreit ein und ernannte 1292 einen König, 1296 musste Schottland den englischen König als Oberherrn anerkennen. Bis 1357 kam es immer wieder zu Aufständen, die schließlich in die Unabhängigkeit mündeten. Dabei kam Schottland ein dauerhaftes Bündnis mit Frankreich, die Auld Alliance, zugute.
Ab 1371 stammten die schottischen Könige aus dem Hause Stewart. 1385 stand erstmals ein französisches Heer im Land. König Jakob I., d. h. James I., 1406 bis 1424 in englischer Gefangenschaft, verfocht eine Politik, die sich gegen die große Eigenständigkeit der lokalen Herrschaften insbesondere in den Highlands und auf den westlichen Inseln richtete. Während in England die Rosenkriege wüteten, stand das schottische Königreich auf dem Höhepunkt seiner Macht. 1493 erlangte der König die Herrschaft über die westlichen Inseln.
Doch 1513 unterlag die schottische Armee den Truppen Heinrichs VIII. von England.
Für Spanien und Frankreich wurde Schottland zu einem wichtigen Verbündeten gegen England und zu einem Werkzeug gegenreformatorischer Bemühungen. 1537 wurde dies durch ein französisch-schottisches Ehebündnis besiegelt, doch 1542 unterlagen schottische Truppen abermals.
Maria Stuart versuchte von Frankreich aus den Thron zu gewinnen, doch scheiterte sie und wurde 1587 auf Fotheringhay Castle hingerichtet. Ihr Sohn James VI. wurde 1603 König von England. Er herrschte in England und in Schottland in Personalunion, doch behielten die Länder ein eigenes Parlament. Verwaltungs- und Rechtswesen sowie Nationalkirche – Schottland war seit 1560 calvinistisch – blieben ebenfalls in eigener Hoheit.
Der König und der Hofstaat siedelten von Edinburgh nach London um. Währenddessen kam es in Schottland zu religiös motivierten Unruhen, die sich gegen den englischen Einfluss richteten, woraufhin der König 1640 das Parlament einberief, um die Finanzierung des Kampfes gegen die schottische Kirche zu sichern. In England kam es zum Umsturz. König Karl I. geriet in schottische Gefangenschaft, doch er lehnte es ab, die presbyterianische Kirche in England einzuführen. Daher übergaben die Schotten ihren König an die Puritaner; er wurde 1649 hingerichtet. Daraufhin wurde in Schottland letztmals ein König gekrönt, nämlich Charles II. Infolgedessen besetzte Oliver CromwellSchottland. 1660 sagte der zurückgekehrte König jedem Religionsfreiheit zu, woraufhin er in London wieder König beider Reiche wurde. Gegen die Wiedereinführung der Bistümer kam es jedoch in Schottland zu Aufständen. Die Verfolgung der Presbyterianer erreichte 1681 bis 1689 ihren Höhepunkt, König Jakob II. versuchte England zu rekatholisieren. Er wurde 1688 in der Glorreichen Revolution abgesetzt.
Das schottische Parlament erkannte nun den als König berufenen protestantischen Wilhelm von Oranien als König an. Er ließ die Clanführer des Hochlands einen Treueeid schwören. Die Jakobiten blieben Stuart-Anhänger, die sich in England, Irland und vor allem in Schottland nach ihrem ehemaligen König Jakob benannten. 1689 kam es zum Aufstand der katholischen Royalisten, 1692 zu einem Massaker an einem der schottischen Clans. Die Gelegenheit zur Vereinigung der Königreiche rückte mit einem gescheiterten kolonialen Siedlungsunternehmen in Mittelamerika und dem dadurch drohenden Staatsbankrott in greifbare Nähe, denn Schottland suchte aus wirtschaftlichen Gründen die Nähe zu London. 1701 untersagte das englische Parlament Katholiken, ein Staatsamt zu bekleiden, und es verlangte einen protestantischen Thronfolger aus dem Haus Hannover. 1707 wurde England, das die Schulden übernahm, mit Schottland vereint; 1715, 1719 und 1745 kam es zu Jakobitenaufständen in Schottland. An strategisch wichtigen Punkten wurden englische Besatzungen in Festungen gelegt. Die am Aufstand Beteiligten flohen ins Ausland oder wurden hingerichtet.
Mit Öffnung des Zugangs zum britischen Weltmarkt kam es zu einer Phase wirtschaftlicher Prosperität und zur Schottischen Aufklärung. Eine der Grundlagen war die rücksichtslose Räumung vieler schottischer Gebiete, vor allem in den Highlands und auf den Inseln, um dort Schafe zu züchten, während die heimatlos Gewordenen auswandern mussten oder in die Städte des Südens strömten. Daraus entwickelte sich ein Proletariat, das die Grundlage der industriellen Revolution bildete, die aus dem Süden eine Industrieregion machte. Glasgow wuchs mit der Industrialisierung, während sich Edinburgh zum Kulturzentrum entwickelte. Der Niedergang der Fischerei und der Schwerindustrie setzte in den Nachkriegsjahren ein, das vor der Küste gewonnene Öl schuf neue Abhängigkeiten und Ungleichheiten. 1997 stimmten in einer Volksabstimmung vier Fünftel der Wahlberechtigten für den Autonomiestatus des Landes, 2014 fand eine Abstimmung über die Unabhängigkeit statt, bei der 55,3 % der Wähler die Unabhängigkeit Schottlands ablehnten.
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